Vor 40 Jahren gründete sich in Kempten die Lokalgruppe von Amnesty International. 1976 - das war unter anderem das Jahr der Machtübernahme des argentinischen Militärs und der Beginn des damit einhergehenden Prozesses der „Nationalen Reorganisation“, im Zuge dessen bis zu 30.000 Menschen, überwiegend linke Oppositionelle, ermordet wurden. Es war auch das Jahr, in dem in den USA die Todesstrafe wiedereingeführt wurde.
In meinem Festvortrag in Kempten blickte ich zurück auf zentrale Ereignisse der Menschenrechtsarbeit in diesen vergangenen 40 Jahren:
Die 1970er und 80er Jahre waren stark geprägt von den Militärdiktaturen in Südamerika. Amnesty kämpfte hier gegen die Straflosigkeit der Kriegsverbrechen und gegen Folter. Nach dem Ende des Kalten Krieges fand 1993 in Wien die Weltmenschenrechtskonferenz statt. Fast einstimmig bekannten sich dort die anwesenden 171 Staaten zu ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen und wiesen den Vereinten Nationen als vorrangiges Ziel den Schutz und die Förderung der Menschenrechte zu. Dies war der zweite große Schritt der Legitimation der Menschenrechte seit der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte im Jahr 1948.
Auch wurde in Wien die erste internationale Erklärung verabschiedet: Gewalt gegen Frauen wurde als Menschenrechtsverletzung anerkannt. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist bis heute die vielleicht am meisten verbreitete Menschenrechtsverletzung unserer Zeit.
Ein geopolitischer Wendepunkt waren die Anschläge am 11. September 2001 in New York und Washington und der darauf folgende “Krieg gegen den Terror”, in dessen Zusammenhang auch Folter und Kriegsverbrechen verübt wurden.
Hanna Haas, die seit Beginn die Kemptener Gruppe von Amnesty dynamisch und unermüdlich leitet, sprach von den Erfolgen aber auch von der erforderlichen Geduld, die für die Einzelfallarbeit nötig ist.
Herzlichen Glückwunsch an Amnesty International in Kempten und weiter so!