Im Rahmen des diesjährigen Friedensfestes war ich zwei Tage zu Gast in Augsburg. Gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Christine Kamm und dem Augsburger Umweltreferenten Reiner Erben eröffnete ich im Rathaus die Ausstellung "Menschenhandel. Situation, Rechte und Unterstützung in Deutschland" des Koordinierungskreises gegen Menschenhandel e.V. (KOK). Am darauffolgenden Abend diskutierte ich mit Bürgerinnen und Bürgern über die humanitäre Krise in Syrien und Irak und die aktuelle Flüchtlingspolitik der EU.
Eleonore Broitzmann vom Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V. berichtete über die unterschiedlichen Formen der Arbeitsausbeutung. Stets waren und sind Armut und Perspektivlosigkeit die Hauptursachen für Sklaverei. Ich erzählte beispielhaft vom Schicksal des Kambodschaners Prum Vannak, der auf der Suche nach Arbeit Opfer des regionalen Menschenhandels in Südostasien geworden war und erst nach vier Jahren seinem Martyrium entkommen konnte.
Sexuelle Ausbeutung stellt zwar immer noch die häufigste Form der Sklaverei dar, jedoch nimmt gerade der nicht-sexuelle Menschenhandel immer weiter zu. So werden beispielsweise vermehrt Männer aus den Balkanstaaten und Osteuropa mit guten Verdienstmöglichkeiten nach Deutschland gelockt, müssen über Monate hinweg und ohne jegliche Privatsphäre auf Baustellen arbeiten, um letztendlich ohne Bezahlung wieder entlassen zu werden.
Hier liegt ein hohes, gesamtgesellschaftliches Konfliktpotenzial, spürbar bis in die Gemeinden und Städte. Auch der freie Markt und regionale Arbeitsplätze werden durch den Menschenhandel bedroht. Reiner Erben, Referent für Umwelt, Nachhaltigkeit und Migration der Stadt Augsburg, betonte daher auch die besondere Verantwortung der lokalen Ebene. Man müsse global denken und lokal handeln, um den kriminellen Machenschaften grundlegend begegnen zu können.
Umso weniger ist es nachvollziehbar, warum Deutschland die EU-Richtlinie zur Verhütung des Menschenhandels immer noch nicht umgesetzt hat.
Die grüne Landtagsabgeordnete Christine Kamm sprach in dem Zusammenhang auch die Bedeutung getrennter Asylunterkünfte für Männer und Frauen in Deutschland an. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Meldungen gegeben, dass Frauen in Münchner Unterkünften Opfer von Menschenhandel geworden seien. Christine Kamm brachte im Bayerischen Landtag einen Antrag hierzu ein, der jedoch von der CSU-Mehrheit abgelehnt wurde.
Das Thema Flucht beschäftigte uns auch am Folgetag, an dem wir uns der humanitären Krise in Syrien und Irak widmeten. Vaniessa Rashid berichtete sehr eindrucksvoll von ihrer Reise in den Nordirak und dem Leid der Menschen, das sie dort erfuhr. Die EU-Mitgliedstaaten müssen endlich Wege finden, Hilfesuchenden menschenwürdig zu begegnen.
Die junge Gitarristin Leonora Spangenberger lieferte, wie schon in München, die musikalische Untermalung.
Die Ausstellung "Menschenhandel. Situation Rechte und Unterstützung in Deutschland" kann noch mehrere Wochen von Vereinen, Schulen und anderen Interessierten von der Stadt Augsburg ausgeliehen werden.