Am letzten Sonntag haben wir am Riedberger Horn kräftig geschwitzt. Zusammen mit Maria Heubuch und Thomas Gehring hatte ich zum Aufstieg geladen. Wir wollten uns vor Ort ein Bild davon machen, welche Folgen der Bau der umstrittenen Skischaukel auf Natur und Umwelt gehabt hätte und welche Aufgaben noch zu bewältigen sind.
Begleitet wurden wir von den Landtagskandidatinnen Erna-Kathrein Groll und Ulrike Seifert sowie dem Kandidaten für den Bezirkstag Schwaben Hubert Endhardt. Mit dabei auch Thomas Frey vom Bund Naturschutz, der erläuterte, dass der Schutz der einmaligen Vegetation am Riedberger Horn noch nicht gesichert ist, denn eine Bebauung des Gebietes sei weiterhin möglich. Die Änderung des bayerischen Alpenplans muss deshalb unbedingt rückgängig gemacht werden. Der Schutzstatus des Riedberger Horns ist nachhaltig und dauerhaft beeinträchtigt, seit es nicht mehr in die Schutzzone C eingestuft ist, sondern in die weniger schutzwürdige Zone B.
Ministerpräsident Markus Söder hat zwar den Bau des Skilifts gestoppt und 22 Millionen für einen nachhaltigen Tourismus in der Region versprochen. Doch: Der Baustopp gilt nur für 10 Jahre. Es ist außerdem überhaupt nicht klar, was Söder unter nachhaltigem Tourismus versteht. Das bedeutet: Der Skilift oder andere Baumaßnahmen können immer noch erfolgen. Die Änderung des Alpenplans ist also ein massiver Rückschritt für den bayerischen Naturschutz. Dazu meinte meine Kollegin im Europäischen Parlament, Maria Heubuch: "Die Änderung des Alpenplans zeigt, wie wenig sich die CSU-Staatsregierung um den Erhalt der bayerischen Natur und Umwelt schert. Es zeugt von ihrer Realitätsblindheit angesichts der Folgen des Klimawandels und den Potenzialen eines nachhaltigen Tourismus in der Region."
Wir sind uns alle einig: Es ist richtig und wichtig, dass der BUND Naturschutz an seiner Normenkontrollklage festhält und diese Woche eine ausführliche Klagebegründung beim bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingereicht hat. Thomas Gehring erklärte dazu, "Die Verwässerung des Alpenschutzes stellt nach wie vor einen großen Rückschritt für den Umwelt- und Landschaftsschutz in Bayern dar".
Außerdem muss der Artenschutz politische Priorität werden – auch am Riedberger Horn. Wir erleben einen dramatischen Rückgang der Arten: mehr als 60% der Schmetterlingsarten und über 40% der wilden Säugetiere sind ausgestorben. Der Alpenraum ist ein einzigartiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere: Im Alpenraum finden sich 79 Lebensraumtypen, die in der EU-Habitat-Richtlinie gelistet sind. 40% der europäischen Flora wächst hier. Dazu sagte die Landtagskandidatin Erna-Kathrein Groll: "Freiwilligkeit im Artenschutz ist nicht genug, Beratungsangebote und Appelle sind nicht genug! Der Artenschutz muss auf die politische Agenda, mit klaren Konzepten und Sanktionsmechanismen. Auch deshalb gehört das Riedberger Horn zurück in die Schutzzone C des Alpenplans."
Es kann kein grenzenloses Wachstum geben. Das Beharren auf alten Touristikkonzepten, wie dem Wintersport, wird weder die ökologischen noch die sozialen Herausforderungen lösen, vor denen der Alpenraum steht. Im Gegenteil: Wir verlieren unser größtes Kapital, unsere einzigartige Natur und Umwelt. Der Tourismus im Alpenraum muss endlich nachhaltig und zukunftsfähig werden. Wir brauchen ein klares Konzept für den Tourismus in der Region, unter Miteinbeziehung aller betroffenen und relevanten Akteure: Bürger*innen, Unternehmen, Vereine und NGOs. In der Alpenregion leben 14 Millionen Menschen, 120 Millionen Touristen kommen jährlich. Über 10% der Alpen wurden bereits in Wintersportressorts umgewandelt. Die Kaufbeurer Stadträtin Ulrike Seifert, die auch für den Landtag kandidiert, stellte fest: "Wir brauchen weniger Umweltprojekte, sondern einfach Naturerlebnisräume, die die Wildnis und die Kulturlandschaft der Alpen begreifbar machen. Dies brauchen vor allem unsere Kinder und Enkel zum gesunden Aufwachsen!"
Abhilfe schafft nur umweltverträglicher Ganzjahrestourismus: Hubert Endhardt, der für den Bezirkstag Schwaben kandidiert, betonte, „Natur und Kultur in ihrer Vielfalt prägen das Gesicht des Allgäus und ganz Schwabens. Das gilt es zu nutzen.“ Der Klimawandel schreitet in den Alpen schneller voran als im globalen Durchschnitt - mit massiven Folgen gerade für den Wintersport, weshalb dieser nicht zukunftsfähig ist. Daher setzt z.B. auch die EU-Alpenstrategie sowohl auf Umweltschutz als auch auf nachhaltige touristische Konzepte - den sanften Tourismus. Es gilt daher, die Tourismussaison zu verlängern und nicht auf einzelne Monate hin zu intensivieren.
Ich wünsche mir, dass Natura 2000 als zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union ausgebaut wird. Tiere und Pflanzen kennen keine Grenzen. Nur gemeinsam können wir ihren Lebensraum schützen. Es darf kein Kirchturmdenken in der Umweltpolitik geben.
Auf dem Gipfel des Riedberger Horns habe ich dem Bund Naturschutz einen Scheck über 1200,-- Euro für die Jugendcamps des Verbandes übergeben. So viele Spenden sind bei der Lesereise zusammen gekommen, die ich mit den Autoren des von mir herausgegebenen Buches über die Revolution 1848 im Allgäu Anfang des Jahres gesammelt habe. Allen Spender*innen Danke dafür.