Im Dezember letzten Jahres beschloss die internationale Staatengemeinschaft beim 21. UN-Klimagipfel in Paris den Anstieg der globalen Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, möglichst auf unter 1,5 °C gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung zu senken. Hierfür müssen die Nettotreibhausgasemissionen zwischen den Jahren 2045 und 2060 auf 0 zurückgefahren werden. Das Erreichen dieses ambitionierten Ziels ist nur möglich, wenn unverzüglich mit einer konsequenten Klimaschutzpolitik begonnen wird.
Um mehr über Einsparmöglichkeiten auf regionaler Ebene zu erfahren, lud ich gemeinsam mit dem Kreisverband von Bündnis90/Die Grünen Ostallgäu zum Energie Forum nach Kaufbeuren ein. Das "Große Ganze" und dessen "Bausteine" zogen sich an diesem Tag als Leitbegriffe durch alle Beiträge und Ansätze: Die Ziele von Paris können nur dann erreicht werden, wenn sie auf allen politischen und administrativen Ebenen gemeinsam angepackt sowie die Gesamtheit des Energieverbrauchs mit all ihren unterschiedlichen Potenzialen angegangen wird.
Ludwig Hartmann lobte die Bürgerinnen und Bürger, die in der Vergangenheit in Sachen erneuerbare Energiegewinnung und Emissionseinsparung vieles richtig gemacht hätten. 2015 sei jede dritte Kilowattstunde bereits aus Ökostrom produziert worden. Zeitweise habe es in den vergangenen Monaten sogar ein Überangebot an Strom gegeben, sodass beispielsweise an Ostern Minuspreise auf dem Strommarkt geherrscht hätten. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag forderte daher einen schnelleren Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Energiegewinnung.
Hartmann bemängelte, dass trotz der zahlreichen Fortschritte noch kein konsequentes Umdenken in Bayern eingesetzt habe. Im "10.000-Häuser-Programm", dem bayerischen Förderprogramm für "innovative Gebäude und Heizsysteme in Bayern", würden auch weiterhin Ölheizungen gefördert. Jede zweite neu eingebaute und vom Programm geförderte Heizung in Bayern sei eine Ölheizung. Die grüne Fraktion im Bayerischen Landtag fordere zudem den Ausbau des Carsharings und eine bessere Nutzung von Abwärme durch kommunale Wärmeplattformen.
Eberhard Löffler von der Firma sonnen GmbH berichtete über Möglichkeiten intelligenter Energiespeicherung. So sei es nicht nur möglich Energie durch Photovoltaikanlagen im Haus zu speichern, sondern mehrere Haushalte an unterschiedlichen Orten über Bilanzkreise dahingehend zu vernetzen, dass überschüssige Energie dorthin geleitet werden könne, wo sie benötigt wird.
Die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität erläuterte Frank Backowies von den Stadtwerken Würzburg. Die Nachfrage habe in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Die Herausforderung liege nun im Ausbau der Ladeinfrastruktur. Im Juni 2015 seien in Deutschland 37.600 Elektrofahrzeuge gemeldet gewesen, allerdings habe es gleichzeitig nur 5571 öffentlich zugängliche Ladestationen gegeben. Im Allgäu habe der mittlerweile aus zehn Unternehmen bestehende Verbund "Ich tanke Strom" seit 2010 110 Ladestationen geschaffen.
Martin Sandler von der Firma Sandler wies mit Hinblick auf das Ziel der Emissionseinsparungen darauf hin, dass nur 20,6% des Energieverbrauchs in Haushalten aus dem Stromverbrauch resultiere. Den Großteil des Verbrauchs bilde die Wärme, primär durch das Heizen und den Warmwasserverbrauch. Sein Unternehmen verbinde daher intelligente Heizungssysteme mit der Wärmespeicherung.
Obwohl die Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele hauptsächlich in den Nationalstaaten erfolgt, ist die Europäische Union ein treibender Motor. Neben einer Bandbreite an einzelnen Maßnahmen zur Emissionseinsparung und zum Klimaschutz hat die EU zusätzlich eigene Klimaziele formuliert. Die Treibhausgasemissionen in Europa sollen bis zum Jahr 2020 um 40% im Vergleich zu 1990 gesenkt werden.
Leider hält die Europäische Kommission gleichzeitig weiter an der nuklearen Energieerzeugung fest. Die Atomkraft mag zwar eine CO2-freie Energiegewinnung ermöglichen, birgt jedoch andere, schwerwiegende Gefahren. 30 Jahre nach Tschernobyl und 5 Jahre nach Fukushima muss Europa dieser rückständigen Form der Energieerzeugung endlich abschwören. Das Ziel meiner Fraktion im Europäischen Parlament ist eine nuklearfreie Europäische Union.
Der grüne Kreisvorsitzende Günter Räder rief dazu auf, am 23.4. zur Anti-Atom-Demonstration nach Gundremmingen zu fahren und für die Abschaltung des dortigen Kraftwerks zu demonstrieren. Die bereits hohe Verfügbarkeit erneuerbarer Energie sowie ihr weiterer Ausbau und der Ausbau der Netzinfrastruktur ermöglichen bereits eine schnellere Abschaltung des Meilers.
Alle Infos zur Demo am 23. April: